Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Im Zentrum des Ortes liegt die Pfarrkirche, die mit ihrem mächtigen, 63 m hohen Turm schon von weitem sichtbar ist. Bei archäologischen Grabungen wurden unter dem Presbyterium Reste einer um 450 errichteten christlichen Kultstätte entdeckt. Die im 7. Jahrhundert errichtete romanische Kirche wurde im 12. Jhd. gänzlich neu aufgebaut. Diese Kirche wurde im 15. Jhd. von den Thaurer „Meistern“ FRIEDRICH und HANS umgebaut und auf die heutige Größe erweitert. Ihr Kirchenpatrozinium feiert die Kirche am 15. August, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, einem der großen alten Marienfeste.
Das Äußere
Die Pfarrkirche präsentiert sich heute von außen als im Kern spätgotischer Sakralbau. Dem Langhaus schließt sich ein eingezogener Chor an, dem ein angedeutetes Querhaus vorgelagert ist. Der ganze Bau ist von einem hochgiebligen Satteldach überspannt, der Dachstuhl trägt im Presbyterium noch die Jahreszahl 1352. Der wuchtige Nordturm der Kirche stammt in seinem unteren Bereich aus dem Beginn des 15. Jhd. Er erhielt 1716 seine heutige Form mit oktogonalem Aufbau und doppeltem Zwiebelhelm. Im Glockengeschoß befinden sich seit 1947 fünf Glocken. Die größte Glocke wiegt 3.800 kg.
Innenraum
Der Innenraum der 1453–1462 auf ihre heutige Form erweiterten Kirche wurde mehrfach umgestaltet: Im späten 18. Jahrhundert etwa barockisierte JOHANN UMHAUSER das Innere der Kirche. 1878–1880 wurden die Fresken des Schwazer Barockmalers CHRISTOPH MAYR sowie der Großteil der Stuckatur wieder abgeschlagen.
Die Fresken der Pfarrkirche
Maßgeblich zur heutigen Raumwirkung tragen die Fresken des aus Thaur stammenden Nazarenermalers, FRANZ PERNLOCHNER II. (Schandl), bei. Die figurenreichen und in warmen Farben gehaltenen Bilder wurden von ihm mit seinem Gehilfen, MICHAEL RECHEIS, zwischen 1878 und 1880 ausgeführt. Sämtliche Fresken beziehen sich auf die Gottesmutter Maria.
Die Statue der Gottesmutter am Hochaltar
Diese wertvolle, im Kern spätgotische Figur, entstand im 14. oder 15. Jahrhundert und wurde für die Stadtpfarrkirche in Innsbruck gefertigt und dort in einer an der Nordseite der Stadtpfarrkirche angebauten Kapelle verehrt. Auf „rühriges Ansuchen“ hin und aufgrund der in ihr bestehenden Rosenkranzbruderschaft schenkte man der Pfarre Thaur die Madonna. Die Geistlichen selbst trugen die Figur im Jahr 1650 in einer Prozesison nach Thaur, wo sie herzlich empfangen wurde. In liebevoller Erinnerung an dieses Gnadenbild unternahmen die Innsbrucker jährlich am Pfingstdienstag, über 100 Jahre lang, einen Bittgang nach Thaur, bis Joseph II. diesen untersagte. Auch in Thaur wurde die Muttergottes andächtig verehrt. 1796 etwa wurde die Figur in einer Prozession von den Geistlichen durch den Ort getragen, um die Kriegsgefahr abzuwenden. Die Figur war zunächst bekleidet, dann von JOHANN GINER DEM ÄLTEREN im barocken Stil gefasst.
Seitenaltäre
Vor dem Chorbogen sowie im Querschiff der Kirche befinden sich insgesamt vier Seitenaltäre. Sie alle stammen noch aus dem Barock bzw. Rokoko. Die beiden in Form und Aufbau identischen Altäre des Querschiffs dürften aus der Werkstatt JOHANN GINER DEM ÄLTEREN stammen, dem eindeutig ihr figuraler Schmuck zugeschrieben werden kann. Die beiden Chorbogenaltäre enthalten Altarbilder des Künstlers JOSEPH GINER. Der nördliche Altar ist dem hl. Romedius und dem hl. Sebastian geweiht. Dem in Thaur, als Pestpatron besonders verehrten hl. Sebastian, ist eine eigene Prozession gewidmet.
Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Kassian gewidmet, dessen Martyrium auf dem Altarbild dargestellt ist. Er stellt den Bezug zur einstigen Diözese Säben-Brixen her. Dort wird er besonders als Gründer des Bistums Säben-Brixen verehrt.
Die Künstlerfamilie Giner
Im besonderen Maß haben sich Mitglieder der Künstlerfamilie Giner um die Ausgestaltung der heimischen Kirchen bemüht. Der Name Giner ist auch untrennbar mit dem Krippenwesen in Tirol verbunden, prägte doch JOHANN GINER DER ÄLTERE (1756–1833) die Krippenkunst bis zum heutigen Tag. Doch vor allem war er Altarbauer und Ornamentiker sowie Schöpfer von Großplastiken. Auch sein Sohn, JOHANN GINER DER JÜNGERE (1806–1870), betätigte sich im Bereich der Krippenkunst sowie der Kirchenausstattung. Von ihm sollen einige der Apostelstatuen in der Pfarrkirche stammen. JOSEPH GINER, Cousin von Johann Giner dem Älteren, lebte von 1730–1803 und tat sich als Barockmaler hervor. Mit seinem Cousin, FRANZ GINER (1740–1799), fertigte er die Fresken in der Romediuskirche an.
Romediuskirche
Die Kirche zu den heiligen Aposteln Petrus und Paulus liegt auf einem idyllischen Flecken über dem Dorf in der Nähe der Burgruine. Diese Kirche und auch ihr Schutzpatron Romedius haben wohl einen besonderen Platz im Herzen der Thaurer Bevölkerung. Seit jeher wird auf ihre Ausstattung und Pflege besonderer Wert gelegt, und auch der Besuch der Gottesdienste spiegelt die Beliebtheit dieser Kirche wider. Hofbaumeister JOHANN UMHAUSER lieferte die Pläne für die heutige Kirche, die um 1778 an der Stelle mehrerer Vorgängerbauten errichtet wurde. Die Kirche feiert ihr Patrozinium am Hochfest Petrus und Paulus, dem 29. Juni.
Der Außenbau
Von außen bildet die Romediuskirche einen Zentralbau mit östlich angebautem Turm. Die Westseite ist durch ein eingezogenes Vorjoch, welches eine recht einfach gegliederte Fassade aufweist, ausgezeichnet. Der Turm wird von einem Sakristeibau ummantelt, an den im Süden eine kleine Einsiedelei angebaut ist. Hinter den doppelten Schallläden des Turmes hängen drei Glocken, die noch von Hand geläutet werden. Sie stammen aus den Jahren 1606 (HEINRICH REINHART), 1816 und 1947 (GRASSMAYR).
Das Innere der Kirche
Der lichtdurchflutete Innenraum beeindruckt vor allem durch seine einheitliche Rokokoausstattung. 1779 gestalteten die einheimischen Künstler JOSEPH und FRANZ GINER, den Innenraum mit Fresken aus. Effektvoll vor allem ob seiner perspektivischen Wirkung präsentiert sich das mächtige Kuppelfresko, welches die Schlüsselübergabe an Petrus inmitten einer säulengegliederten Scheinarchitektur zeigt. Die Zwickel-Bilder zeigen Berufung und Tod der Kirchenpatrone Petrus und Paulus.
Die Altäre
Aus den Rokokoaltären der Kirche sticht der Hochaltar durch seine Größe sowie die doppelte Säulenstellung und den besonderen Dekor hervor. Das Altarbild, von den Skulpturen der heiligen Bischöfe und Brixener Diözesanpatrone Ingenuin und Albuin flankiert, wurde 1625 von MATTHIAS KAGER gemalt und zeigt die Aussendung der zwölf Apostel.
Die Romediuskirche ist jeden Sonn- und Feiertag von 13:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Kirche zum hl. Vigilius
Südöstlich der Pfarrkirche liegt diese historisch in mehrfacher Weise interessante Kirche und der sie ehemals umgebende Friedhof. Aufgrund des Patroziniums, welches am 26. Juni, dem Fest des hl. Vigilius, begangen wird, dürfte die Kirche ursprünglich in Zusammenhang mit Grundbesitzungen des Bistums Trient gestanden haben. Später haben sich vor allem die Salinenbediensteten dieser Kirche angenommen und das Co-Patrozinium des hl. Rupert von Salzburg hinzugefügt. 1244 wurde die Vigilkirche dem Abt des Stiftes Wilten in Bezug auf die geistliche Rechtsprechung unterstellt. Die Kirche wird 1312 erstmals indirekt erwähnt, erst 1420 ist eindeutig von der Vigilius-Kirche die Rede. Der heutige Bau wurde, unter Verwendung älterer Gebäudeteile, 1643 vollendet. Die Kosten dafür haben die Salinenmitarbeiter getragen.
Innenraum und Ausstattung
Der Innenraum präsentiert sich als saalartiger Langhausbau mit angebautem, apsisförmigem Chor. An der flachen Decke befinden sich fünf stuckgerahmte frühbarocke Ölgemälde auf Leinwand. Sie stellen die vier Evangelisten sowie die Gottesmutter Maria dar. Die an die Seitenwände der Kirche freskierten Nothelfer stammen von CHRISTOPH MAYR und wurden um 1750 fertiggestellt. Am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die mit einfacher Säulenstellung ausgeführten Altäre der Kirche. Der Hochaltarbild zeigt die Muttergottes mit Kind umgeben von den 14 Nothelfern. Es stammt von DOMINIKUS VAN BESELAER und wurde 1658 als eines von nur drei bekannten Arbeiten dieses Künstlers vollendet.
Die Kapelle Maria Loreto
Catarina Gonzaga von Mantua war eine große Verehrerin von „Loreto“, dem italienischen Wallfahrtsort mit dem Haus von Nazareth. Gemeinsam mit ihrem Gemahl, Erzherzog Ferdinand II., ließ sie die Kapelle an der Hallerstraße sowie 15 Bildsäulen zwischen Innsbruck und Hall erbauen. Es war die erste Nachbildung des Hauses von Nazareth im deutschen Sprachraum und wurde 1589 errichtet und geweiht. Das heutige Gasthaus wurde ursprünglich als Priesterhaus errichtet und zeugt noch davon, dass es einst ein reges Wallfahrtswesen zu dieser Kirche gab: Zeitweise kamen drei Kapläne zum Einsatz. 1785–1792 ließ Joseph II. das Kirchlein schließen. Das Patrozinium wird am 2. Juli, dem Fest Maria Heimsuchung begangen.
Am ersten Sonntag im Monat wird dort eine heilige Messe gefeiert.
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